Bereits in den 1970er und 80er Jahren fand eine erste Restaurierung der Bastion Scherpentiner an der Westecke der Festung statt. Etwa Mitte der 80er Jahre war diese beendet. Es ging vor allem um die Wieder­herstellung des ursprünglichen äußeren Erscheinungs­bildes der Bastion - die Verblend­steine der Wallmauern waren nach Beendigung der militärischen Nutzung Ende des 18. Jahrhunderts zu anderweitigen Bauzwecken abgetragen worden. Zudem gab es Beschädigungen durch den großen Luftangriff vom 30. September 1944.

Im Zuge der archäologischen Grabungen wendete man sich dem Scherpentiner 2009 abermals zu. Diesmal ging es vor allem darum, den Zugang in den Horchgang zu restaurieren. In den Scherpentiner führt eine Treppe bis in einen als Horchgang bezeichneten, unter­ir­dischen Gang auf seiner Sohle hinab. Dieser verläuft an der Südseite der Bastion, knickt später Richtung Windmühlen­rondell ab und ist hier nach einem kurzen Stück verschüttet. Bei dieser Restaurierung verzichtete man auf eine historisch authentische Wieder­herstellung und gestaltete den Zugang, warum auch immer, schräg abknickend. Ursprünglich soll der Abknick rechtwinklig gewesen sein.

Weil die Nordwest­kasematten als Winterquartier für Fledermäuse geschützt sind, wurde der Wildwuchs auf dem Scherpentiner entfernt und großflächig ein Efeu gepflanzt, das Insekten anlockt, die von den Fledermäusen gejagt werden. Bei diesen Gartenbau-Arbeiten wurde auch das auf spezielle Weise angeordnete, wohl bauzeitliche Kopfstein­pflaster entfernt und anschließend in schlichtester Verlegart wieder aufgebracht. Wie schon um 2005, als gleiches mit dem Kopfstein­pflaster zwischen den Torhäusern im Eingangs­bereich der Festung geschah, ist damit originale Baugeschichte leider zerstört worden.


Der "Kanonenhof" auf der Bastion Scherpentiner vor Sommer 2009: 49,3 KB

Blick auf den Scherpen­tiner vom Wind­mü­hlen­rondell aus. Der "Kanonen­hof" bezeich­net den Bereich auf der Bastion, der vom Zugang aus dem Rondell um die West­ecke der Fes­tung herum ange­legt wurde. Von der West­ecke ausge­hend ist die Kopf­stein­pflaste­rung ursprüng­lich fächer­artig bzw. kelch­förmig in den rechten Winkel hinein verlegt worden. Grenze hier­für bildete der Weg auf die Treppe. Die Menschen haben offen­sicht­lich versucht, von beiden Seiten ausgehend, eine Kurve um die Ecke zu verlegen. Dieses Vorgehen resul­tierte in der beschrie­benen Gestal­tung mit Diago­naler. Foto: März 2009.
Der "Kanonenhof" auf der Bastion Scherpentiner ab Sommer 2009: 45,1 KB

Solide zoologische Staffage: bei der neuen Verle­gung der alten Pfla­ster­steine wurde auf histo­rische Authen­ti­zi­tät zu hundert Prozent ver­zich­tet. Oben der restau­rierte Zugang in die nach links verlau­fende Poterne (Verbin­dungs­gang) zur Treppe in den Horch­gang, der im linken Foto nur als Senke wahr­nehm­bar ist. Foto: Juli 2009.